Guidestones: Fiktion in der Realität

Gerade habe ich mir die Episode 12 der Webserie Guidestones angeschaut. In dieser Episode erreichen die Helden, die Journalistik-Studenten Sandy und Trevor, endlich die Georgia Guidestones, die den thematischen Rahmen für diesen Web-Thriller liefern. Guidestones enthält interaktive Elemente, man muss als Zuschauer also schon etwas tun, um mit der Geschichte voran zu kommen. Die Vorgehensweise erinnert an die der IF, nur eben mit Videos statt Texten.

Bei Guidestones werden dem Zuschauer Verweise auf die jeweiligen Episoden per Mail zugeschickt. Manche Episoden enthalten dann Rätsel, die der Zuschauer dann extern lösen muss. Dabei kann es sich um das Dekodieren von QR-Codes handeln, oder das Auffinden von versteckten Verweisen in Webseiten. Eine große Rolle spielt aber auch die Nutzung von GEO-Daten, anhand von Koordinaten müssen Orte in Google Maps gefunden werden.

Letzteres ist ganz interessant, wenn man sich vor Augen führt, dass klassischerweise die Umgebungen für Filmhandlungen in Studios oder an günstig gelegenen Orten gedreht werden, nicht so sehr an Originalschauplätzen. In europäischen Western war ja z.B. die spanische Sierra Nevada ein beliebter Ersatz für amerikanische Wüstenweiten.

Um auf Episode 12 zurück zu kommen: da treffen die Helden am Schauplatz ein, der vorher per Koordinaten ermittelt wurden. Natürlich habe ich mir bei Gelegenheit den Ort auf den Satelitenbildern von Google Maps genauer angesehen. Das Filmteam kann mir also jetzt nicht mehr eine beliebige Studiolandschaft vorsetzen. Deren Wahlfreiheit bei der Ausgestaltung des Films wird durch die Nutzung der GEO-Daten also etwas eingeschränkt. Die fiktionale Handlung muss irgendwie am realen Ort (oder wenigstens einer guten Fälschung) untergebracht werden.

Natürlich ist diese Einschränkung derzeit noch nicht allzu eng gefasst. Schließlich guckte ich im Jahre 2012 anhand einer Satelitenaufnahme von 2009 auf den Handlungsort. Da kann sich zwischenzeitlich doch schon mal was geändert haben. Wenn aber in Zukunft noch mehr Sensordaten aus der Realität in die Handlung eingebaut würden (gar live!), dann wäre auch der Spielraum für Abweichungen vom tatsächlichen Handlungsort enger. Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt im Studio abdrehen, nö?

Die umgekehrte Methode wäre natürlich, die vorhandenen Karten so abzuändern (Overlays, Layers), dass die real vorhandenen Orte und Landschaften in einen neuen, fiktionalen Zusammenhang gebracht werden. Das, was laut Halting State die Zukunft der Rollenspiele ist. Klingt auch interessant.