Malen und zeichnen auf Papier finde ich ja meist ganz entspannend, und oft auch einfacher als die elektronische Variante. Geht schneller und ist unmittelbarer, auch wenn ich als Zeichner eher weniger begabt bin. Was macht man dann aber nach Fertigstellung mit dem Papier? Einscannen wohl, und dann irgendwie weiter verarbeiten. Als Papierartefakt hat es heute keine große Funktion mehr, es sei denn man ist an sogenannten Originalen interessiert. (Die Probleme dieses Begriffs wurden zwar schon frühzeitig im letzten Jahrhundert erläutert, wie man am jüngsten Skandal des Kunsthandels aber sehen konnte, lassen sich immer noch genügend zahlungsbereite Menschen finden, die fest an die Aura des Originals — oder doch eher dessen Wertsteigerung? — glauben. Kleiner Abschweif, pardon.)
Also das Papierartefakt, das passive, um das soll es gehen. Im Zeitalter der schlauer werdenden Objekte ist das kein Zustand, der lange währen kann. Die britische Firma Bare Conductive bietet daher Farben an, mit denen Malereien aller Art etwas reaktiver gemacht werden können. Der Clou an den Farben ist, dass die Malerei gleichzeitig als Stromleiter dienen kann. Wir erzeugen also nicht nur ein Abbild, sondern können es auch zum Leben erwecken, wenn wir es möchten und Spannung anlegen. Derzeit gibt es eine normale Farbe und eine für die Haut. Die Auswahl der verfügbaren Farbtöne orientiert sich im Augenblick noch an dem seligen Henry Ford: es gibt nur Schwarz.
Um das mal zu testen, habe ich mir zwei Töpfchen der Farbe besorgt. Nur die normale Variante (Bare Paint), die hautverträgliche (Bare Skin) ist erst seit kurzem erhältlich. Zu den Farben gibt es derzeit kein Datenblatt, das sei in Arbeit. Man weiß also nicht, was alles drin ist. Allerdings soll die Farbe ungiftig und wasserlöslich sein, schließlich zielt man damit vor allem auf Bildungsinstitutionen. Nehmen wir die Farbe daher mal in Augenschein.

Was man von Bare Conductive bekommt sind kleine Kunststoffpötte mit jeweils 50ml Inhalt. Die Farbe soll sich circa 6 Monate halten. Öffnet man das Pöttchen sieht man eine schwarze Masse, die ein wenig nach Teer aussieht, allerdings nicht so riecht, sie ist eher geruchlos. Ganz im Gegensatz zu Teer ist sie auch leicht mit Wasser abzuwaschen, wie ich gleich ausprobieren konnte.

Um die Farbe auszuprobieren habe ich eine kleine Versuchsanordnung aufgebaut, ähnlich einem der Tutorials auf der Webseite. Dort wird eine LED mit einer zwei AA-Batterien verwendet. Da gerade keine passenden Batterien zur Hand waren habe ich einen Arduino (Duemilanove) als Stromquelle genutzt. Die Anordnung besteht aus einem Blatt Papier auf das ich zwei ziemlich dicke Striche mit der Farbe gezogen habe. Wie dick der Farbauftrag wirklich sein muss, das muss ich erst noch herausfinden, hier habe ich wohl eher zuviel genommen, denn das Trocknen dauerte.
Nachdem die Farbe endlich getrocknet war, habe ich einfach die Spannungs-Pins des Arduino Duemilanove (GND und 3V3) per Drahtbrücke mit den Farbstrichen verbunden. Auf der anderen Seite führen ebenfalls Drahtbrücken zu einem kleinen Steckbrett mit der LED. Sobald Spannung angelegt wurde, leuchtete die LED. Funktioniert!
Die Verluste waren bei dieser kurzen Strecke (5cm Strichlänge) kaum messbar. Da muss ich noch etwas testen, um Grenzwerte zu finden. Bisher erscheint die Farbe aber als eine einfache Alternative zu herkömmlichen Schaltkreisen. Und man muss nicht bei Papier beiben. Solange die Farbe haftet kann man wohl alle möglichen Dinge damit versehen, und entweder Energie oder Information (Signale) übertragen.