Paul Scheerbart

Biografisches

Paul Scheerbart, 8.1.1863 Danzig – 15.10.1915 Berlin

Ende der 1880er Jahre, nach Abschluss seines Studiums, begann Paul Scheerbart seine Karriere als Autor des Fantastischen in Berlin. Unter anderem begründete er dann 1892 den Verlag deutscher Phantasten, in dem er allerdings nur kleine, eigene Werke veröffentlichte.

Am Beginn seiner schriftstellerischen Karriere schrieb Scheerbart vor allem kunsthistorische Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. Architektur und Kunstgewerbe waren ab 1890 beliebte Themen für ihn. Aber schon bald kamen eigene Geschichten dazu.

1893 veröffentliche Paul Scheerbart ein erstes Buch mit Fabeln im eigenen Verlag: Ja … was … möchten wir nicht Alles! Ein Wunderfabelbuch. Dann dauert es vier Jahre bis 1897 die nächsten folgen: Tarub, Bagdads berühmteste Köchin. Arabischer Kulturroman und Ich liebe Dich! Ein Eisenbahnroman mit 66 Intermezzos. Diesen beiden folgen fast jedes Jahr 1-3 neue Buchveröffentlichungen. Erst 1914, kurz vor seinem Tod, erscheinen die letzten beiden Titel zu seinen Lebzeiten: Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß. Ein Damenroman und Glasarchitektur.

Mit Glasarchitektur kehrte Scheerbart zum Thema Architektur zurück. Das Werk war dem Architekten Bruno Taut gewidmet, der wiederum sein Glashaus auf der Kölner Werkbund-Ausstellung 1914 mit Scheerbart-Zitaten ausstattete. In 111 kurzen Kapiteln behandelte Scheerbart unterschiedliche Aspekte der Glasarchitektur, die sich aber nicht auf das Bauen beschränkten, sondern u.a. auch den Verkehr betrafen, vom Zug bis zum Luftschiff. Dass diese neue Glaskultur den Menschen den Menschen vollkommen umwandeln würde, davon war der Autor überzeugt. So sehr, dass er in dem im gleichen Jahr erschienen Zukunftsroman Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß eine Welt konstruierte, die durch die Transparenz der Glas-Kultur und die Luftfahrt vollständig verändert würde.

Neben diesem Zukunftsroman ist Paul Scheerbart den Anhängern der Science Fiction vor allem durch fantastisch geprägte Titel wie Die große Revolution. Ein Mondroman (1902), Kometentanz (1903), Astrale Novelletten (1912) und Lesabéndio. Ein Asteroiden-Roman (1913) bekannt. Dass diese Fantastik aber nur eine seiner Seiten war, zeigt Scheerbarts bekannte Flugschrift zur Luftfahrt von 1909 – Die Entwicklung des Luftmilitarismus und die Auflösung der europäischen Land-Heere, Festungen und Seeflotten — in der er sich mit dem Einfluss der Luftfahrt auf die Entwicklung des Militärs und daraus resultierende politische Änderungen (die Einigung Europas!) beschäftigte.

1915 starb der bekennende Anti-Erotiker Paul Scheerbart dann an einem Gehirnschlag.